FRUTIGER UND SEIN BEKANNTESTER FONT

Die Frutiger hat Maßstäbe gesetzt. Weil sie auf Hinweisschildern funktioniert, auf Webseiten, in kürzeren Fließtexten. Immer wieder ist sie Vorbild für andere Schriften.

Es gibt Fonts, die es zu Kultstatus gebracht haben. Die Frutiger ist eine davon. Sie machte ihren Gestalter, Adrian Frutiger, weltberühmt. Mittlerweile gibt es mehrere Ableger der Schrift und auch zahlreiche ähnliche Fonts.

WERDEGANG VON ADRIAN FRUTIGER

1928 wurde Adrian Frutiger in der Nähe von Interlaken geboren. Bevor er an der Kunstgewerbeschule in Zürich studierte, machte er eine Lehre zum Schriftsetzer. Ab 1952 arbeitete er bei der Pariser Schriftgießerei Deberny & Peignot.

Zehn Jahre später gründete er in der Nähe von Paris ein Grafikatelier. Dort arbeitete er eng mit Bruno Pfäffli und André Gürtler zusammen.

Sein Buch „Der Mensch und seine Zeichen“ erschien 1978. Es wurde zum Standardwerk. Gestorben ist Adrian Frutiger am 10. September 2015.

DIE VORGÄNGER DER FRUTIGER

1959 erschien bei Sofratype die Schrift Concorde, die Adrian Frutiger gemeinsam mit André Gürtler entwickelt hatte. Sie war der Frutiger bereits sehr ähnlich, unterscheidet sich aber in den Buchstaben M, Q und g.

1970 gestaltete Adrian Frutiger die Schriftart Roissy. Sie zum Beispiel wurde für die Beschilderung am Flughafen Paris-Charles de Gaulle (siehe Foto) eingesetzt.

Die Schrift basiert auf der Concorde und bildet selbst die Basis für die Frutiger. Im Vergleich zur Roissy umfasst die Frutiger weitere Schriftschnitte.

NACH DER UR-FRUTIGER

Adrian Frutiger selbst regte an, die Frutiger zu überarbeiten. Was Erik Faulhaber tat: 2001 erschien daraufhin bei Linotype die Frutiger Next.

Zu Frutigers 80. Geburtstag schuf Akira Kobayashi 2008 die Frutiger Serif, entstanden aus einem Entwurf von Adrian Frutiger.

Sie harmoniert in besonderer Weise mit der Frutiger Next und umfasst 20 Schriftschnitte. Kobayashi stützte sich beim Gestalten auf den Schriftentwurf Meridien, der ebenfalls von Adrian Frutiger stammt.

2009 kam die Neue Frutiger hinzu, die eher der Frutiger nahekommt als der Frutiger Next.

2013 entwarfen Frutiger und Kobayashi die Neue Frutiger 1450. Der Name passt zur DIN 1450, die im April 2013 überarbeitet herauskam. In der Norm geht es darum, wann Schriften gut zu lesen sind.

Eines der auffallenden Merkmale der Schrift ist der Punkt in der Mitte der Null, um diese gut von anderen Zeichen abzugrenzen.

UNFASSBARE VIELFALT

Bei der Frutiger – und ihren Nachfolgern – handelt es sich um eine serifenlose Linear-Antiqua. Betrachtet man nicht nur die ursprüngliche Frutiger, sondern auch deren Varianten, bietet die Familie unfassbar viele Schnitte.

Die Neue Frutiger umfasst heute bei Lintoype 40 Schnitte, die Frutiger Next hat 21, die Neue Frutiger 1450 immerhin acht Schriftschnitte.

Und auch nach dem Tod von Adrian Frutiger geht es weiter: Mittlerweile kamen die Neue Frutiger Tamil, Arabic, Georgian oder auch Hebrew heraus – immer mit entworfen von Akira Kobayashi.

Mehr als 150 Schriftsysteme unterstützt die Schriftenfamilie Neue Frutiger World. Sie richtet sich, wie der Name sagt, an Menschen, die auf der gesamten Welt kommunizieren möchten.

ALTERNATIVEN ZUM FRUTIGER FONT

Die Frutiger hat zahlreiche Schriftgestalter inspiriert und zu ähnlichen Entwürfen angeregt. Enge Beziehungen bestehen beispielsweise zur Myriad von Adobe und zur Hausschrift von Siemens, der Siemens Sans.

Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) verwenden mit FF Transit einen Font, der sogar auf der originalen Frutiger basiert, aber etwas schmaler läuft. Das Foto oben zeigt den U-Bahnhof Weberwiese, dessen Schriftzug mit FF Transit gesetzt wurde.

Auch auf Rechnern mit Microsoft-Software ist eine ähnliche Schrift präsent: Die Segoe UI kommt der originalen Frutiger sehr nahe.

Die Verdana und die Tahoma sind zwei serifenlose Schriften, die dem Frutiger-Font ebenfalls sehr ähneln. Wer also nicht zum Original greifen möchte oder darf, findet mit diesen Schriftarten viele geeignete Alternativen zur Frutiger.